Festival der Regionen 2003
Wortspenden & Assoziationen
Peter Weinhäupl (Eigentümer)
"Ohne mir im klaren zu sein was ich mit dieser `Skulptur´, 220 Kilometer von meinem Wohnsitz entfernt, mache - ich musste sie besitzen. Die Rettung dieses Bauwerks war schon Grund genug für den Erwerb ... ich war von der Betonspinne hypnotisiert."
Dietmar Steiner (Architekturzentrum, Wien)
"Ich habe die Ruine des Kohlebrechers in den 70er Jahren entdeckt, als ich für Achleitners Architekturführer OÖ erkundete .. .ich habe nur wenige andere Objekte bei meinen Reisen gefunden, die sich in Kraft und Präsenz mit diesem Tempel der Industriearchitektur messen können."
Friedrich Achleitner (Architekturkritiker, Wien)
"Ruinen wie der Kohlebrecher in Wolfsegg sind unersetzbare und authentische Objekte einer Arbeitskultur und Arbeitslandschaft, die nicht nur regionale Identität stiften, sondern auch Impulsgeber für neue kulturelle Leistungen sein können. Zeugen einer gar nicht so entfernten Vergangenheit, vor denen jede(r) angerührt stehen bleibt und fragt: Was ist das?"
Laurids Ortner (Architekt, Wien)
"Kohlebrecher habe ich vorher weder als Wort gekannt, noch irgendwelche Funktionen damit verbunden. Auf magische Weise verkörpert die Betonstruktur des Gebäudes nicht nur dieses eigenartige Wort, sondern auch die Kraft, die hier offensichtlich gewerkt hat. Was den Bau aber so heraushebt aus all den Industriedenkmälern ist seine suggestive Vieldeutigkeit. Hier ist nichts, was verklärend an eine vergangene Zeit erinnert, nichts was auf altes Hand- oder Maschinenwerk hinweist. Der Kohlebrecher scheint aus der Zukunft gekommen zu sein; rituelles Kraftwerk für Energieströme von denen wir nichts mehr wissen. Oder eher Teil einer Abschuss-Basis nach Draussen?"
Gerhard Stadler (Professor für Kunstgeschichte, TU Wien)
"Die heute sichtbaren Formen des Kohlebrechers entspringen der funktionalen Bedeutung dieser Anlage und sind ein Relikt unserer industriekulturellen Vergangenheit ... Die Form des Eisenbetonskelettes, das auf mächtigen Sockeln und mit leicht auskragenden Konsolen aus der Landschaft ragt, ist für mich nichts Befremdendes. Ich assoziiere damit den Inhalt, der dort stattgefunden hat: die Technik und die Produktion – in diesem Fall das Brechen und Sortieren der Kohle, das Klassieren, Verladen und Verschicken."
Eleonore Louis (Kunsthistorikerin/Kuratorin, Wien)
"Da Arbeit in jeglicher Form, von Industriearbeit bis Büroarbeit, als Teil eines kulturellen Prozesses einer Gesellschaft gilt, ist die Bewahrung einer Industriekultur, auch wenn sie beim Kohlebrecher nur mehr als Ruine erhalten ist, durchaus genauso gleichwertig wie eine Klosterruine, die man erhält weil sie als kulturelles Erbe betrachtet wird."
Angela Hareiter (Architektin, Wien)
"Es war einmal, in Katmandu vielleicht, oder in Lhasa, eine veritable Palastanlage, mit dunklen Erkern aus Holz, mehrgeschossig und fein gearbeitet, weitauskragend auf den hohen, säulenhaften Sockel gesetzt, hell und ziseliert dieser ... Doch nein, falsch, das Bild zeigt die historische Aufnahme des `Brechers´ (was ist das?) in Kohlgrube, Oberösterreich, um 1931. Und dann Weinhäupls `Brecher´ heute, 2003, ohne Bekleidung, als Gerippe in der Landschaft – hat er doch nicht von alldem verloren. Steht da in seiner natürlichen Grazie des Zweckbaus, hat mittels Schwere die Schwerkraft aufgehoben – ein Manifest aus Verwegenheit, Disziplin, Harmonie, Schönheit – ruhig, vital, stark.* Absolut Architektur eben."
* kursiv gedrucktes aus: Le Corbusier `Vers une architecture´